Wir bewahren und erhalten Werte und machen
das Kulturgut den Menschen zugänglich.
Die Spuren unserer heutigen Institution führen zurück bis ins 6. Jahrhundert, als ganze Sippen sesshaft wurden, Dörfer und Siedlungen gründeten und das Zusammenleben in der Gemeinschaft organisierten.
Am 8. November 1133 wird der Ort Oberhofen in Dokumenten das erste Mal erwähnt. Aber schon viel früher war die Gegend am rechten Thunerseeufer bevölkert. Gemäss der Dorfchronik, welche zum 850 Jahr Jubiläum 1983 erschien, war in der Jungsteinzeit 4'000 bis 1'800 vor Christus, der Seespiegel zirka drei Meter tiefer, so dass Zeugnisse aus dieser Zeit im Seegrund verschwunden sind. Funde in unmittelbarer Umgebung, nämlich in Ringoldswil zeugen von der keltisch–helvetischen Zeit.
1403 tritt die Burgergemeinde Oberhofen als fest gefügte Korporation erstmals in Erscheinung und zwar bei der Erörterung von Strassenbau- und Wassernutzungsfragen. Offenbar existierte aber schon in früherer Zeit eine Bäuertgemeinde, die weitgehend vom Schlossherr gelenkt wurde. Immerhin ist bekannt, dass sich die Burgergemeinde schon früh um die Pflege und Nutzung des Waldes kümmerte.
Ein weiterer wichtiger Termin war das Jahr 1803: dann erwarb die Burgergemeinde Oberhofen vom damaligen Kanton Oberland das Stiftsgebäude - das heutige Schulhaus am Seeplatz - wo zwei Schulstuben eingerichtet wurden. Die Schuljugend bestand aus zirka 60 Buben und 60 Mädchen. Die Mädchen mussten durch den hinteren Eingang in ihre im Schatten gelegene Schulstube gelangen, während die Buben durch den vorderen Eingang in das südlich gelegene Schulzimmer eintraten. Für die Burschen war ein Burger als Lehrer tätig. Die Mädchen wurden durch eine Lehrgotte unterrichtet. Nur die Singstunden fanden gemeinsam unter der Leitung des Schulmeisters statt. Die Lehrgotte bekam 14 Kronen Jahresgehalt. Während der Schulmeister am Examen 16 Kronen aus dem Kirchengut bezahlt bekam. Gewisse Probleme der ungleichen Bezahlung von Mann und Frau sind also bis heute gleich geblieben. Die Schule in Oberhofen blickte auf eine 208-jährige Geschichte zurück.
Am 26. Juni 1864 brannte unser Dorf bis auf ein paar Häuser ab. Von der Kupfergasse breitete sich das Feuer fast auf das ganze Dorf aus. Neben einem Todesopfer waren 105 Familien mit 414 Obdachlosen zu beklagen. 73 Gebäude, davon 35 Wohnhäuser, sind dem Feuer zu Opfer gefallen. Die Hilfsbereitschaft der umliegenden Gemeinden war einzigartig. Ein Teil der Gemeinden spendeten Geld, andere schickten Helfer nach Oberhofen und wieder andere machten Sachspenden, vor allem Baumaterial für den Wiederaufbau.
Die Staatsverfassung des Kantons Bern legte im Jahr 1831 fest, dass Einwohnergemeinden zu gründen sind. Doch dauerte es noch Jahrzehnte bis diese Verordnung in die Tat umgesetzt war. Es bedurfte schliesslich ein weiteres Gesetz im Jahre 1853, um den Gemeinden den Weg zu einer rechtmässigen Ausscheidung im Sinne einer Teilung zu ebnen.
Auch in Oberhofen nahm man sich Zeit. Denn erst 1868 kam man zu einem System einer gemischten Gemeinde, während zum Beispiel Sigriswil fast um die gleiche Zeit die Burgergemeinde abschaffte. Der Ausscheidungsvertrag vom 30. Juni 1868 zwischen der Einwohnergemeinde und der Burgergemeinde Oberhofen regelte auf 23 Seiten die Aufteilung der Güter in einer ausgewogenen Art und Weise. Er stellte das Ergebnis jahrelanger und oft zäher Verhandlungen dar. Kurz gesagt wurde die Liegenschaften (26 Stück) ohne Angabe eines Wertes, abzüglich von Schulden in Höhe von 8'058 Franken, an die Einwohnergemeinde übergeben. Mit der Übernahme von Kirchen- und Schulgut, der Feuerwehrspritze samt Zubehör, sowie einer Zahlung der Burgergemeinde Oberhofen von 100‘000 Franken als so genanntes Dotationskapital, hatte die Einwohnergemeinde ein Startkapital von gut 110‘000 Franken. Die Burgergemeinde übernahm vor allem die Waldungen, sowie auch Ackerland und Weiden. Diese Flächen waren nicht nur in Oberhofen. Eine ganze Reihe von ihnen waren in den Gemeinden Strättligen, Sigriswil und Beatenberg. Von den Waldungen sind heute noch alle im Besitz der Burgergemeinde Oberhofen. Hingegen sind von den landwirtschaftlichen Grundstücken heute nur noch das «Aebnit» im Balmholz im Besitz der Burgergemeinde. Das Startkapital der Burgergemeinde betrug beim Inkrafttreten des Vertrags 210‘000 Franken. So konnten sowohl die Einwohner- wie auch die Burgergemeinde mit einem für die damalige Zeit stattlichen Guthaben ihre neuen Tätigkeiten aufnehmen.
Die Burgergemeinde widmet sich seit jeher vor allem der Pflege und der Nutzung des Burgerwaldes. Jahrzehntelang beschäftigte man dazu einen eignen Förster in Teilzeit. Er wurde «Bawart» genannt. Am 1. Februar 1985 trat die Burgergemeinde in das neu gegründete Forstrevier Thuner Ost- und Westamt ein. Dieses Revier stand während der ganzen Zeit seines Bestehen unter der Leitung von Förster Hans Stauffer. 2001 wechselte Hans Stauffer zum Forstbetrieb Sigriswil. Seit diesem Zeitpunkt beziehen wir die Försterleistungen gemäss Leistungsvereinbarung vom Forstbetrieb Sigriswil.
2002 wurde das Forstrevier Thuner Ost- und Westamt dem Forstrevier Sigriswil angegliedert. Die Burgergemeinde Oberhofen beschäftigte bis Ende 2017 einen Forstwartvorarbeiter, das übrige Personal stellt der Forstbetrieb Sigriswil. Seit der Reorganisation des Forstbetriebes Sigriswil bezieht die Burgergemeinde seit Januar 2018 sämtliche Leistungen beim Forstbetrieb Sigriswil.
Ab Mitte der 1980-er Jahre wurden die Waldungen der Burgergemeinde mit Waldstrassen und Maschinenweg, erschlossen. Das Netz beträgt heute zirka 7 Kilometer Waldstrassen und zirka 2,5 Kilometer Maschinenwege. Dabei wurden rund 1,9 Mio. Franken investiert, die Restkosten für die BG Oberhofen betrugen rund 450‘000 Franken.
Im Jahre 1993 konnte sich die Burgergemeinde Oberhofen einen lang gehegten Wunsch erfüllen. In der Blochbuche wurde das neue Forsthaus eingeweiht. Dieses bietet Platz für rund 30 Gäste, und wird zur Zeit vor allem an Burgerinnen und Burger von Oberhofen vermietet. 1995 entstand im Baumgarten eine Holzlagerhalle mit Forstmagazin, in dieser können ungefähr 600 Ster Brennholz gelagert werden. Das Brennholz können Interessierte bei der Burgergemeinde Oberhofen beziehen.
Seit 1460 besitzt die Burgergemeinde Oberhofen im Balmholz bei Sundlauenen, auf Gemeindeboden von Beatenberg, eine Waldparzelle von rund 65 Hektar Wald. Auf diesem Boden der Burgergemeinde Oberhofen liegt der Steinbruch der AG Balmholz. Schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden hier von Jakob und Johann Frutiger Steine für das Baugewerbe gewonnen. Später ging die Konzession an die AG Balmholz über, die vielfältige Produkte aus Kieselkalkstein, unter anderem Bahnschotter vertreibt. Die Burgergemeinde Oberhofen kann ihre Aufgaben nur dank dem Erlös aus dem bis heute bestehenden Pachtvertrag mit der AG Balmholz wahrnehmen.
Cholebärgli heisst die Alp, die oberhalb von Faltschen (Reichenbach), auf Gemeindegebiet von Aeschi liegt und der Burgergemeinde Oberhofen gehört. Die Alp ist mit 22 Kuhrechten in Einzelpacht einem Landwirt aus Oberhofen verpachtet. Die Waldfläche des zum Teil sehr steilen Bergwaldes beträgt 12 Hektar. In die Alp wurde in den letzten Jahren viel investiert (Zufahrtsweg, Wasserversorgung Sanierungen an Hütte und Stall, etc.). Bei schönem Wetter geniesst man von der Alp Cholebärgli aus einen fantastischen Blick auf den Thunersee.
Neben den ursprünglichen Burgergeschlechtern gibt es aktuell unzählige Familiennamen, die durch Heirat von Burgerinnen, welche ihr Burgerrecht behalten haben, entstanden sind. Die alteingesessenen Burgergeschlechter sind: Baur, Fischer, Frutiger, Hertig, Immer, Oswald, Otziger, Ritschard, Santschi, Stähli und Zumbach.
Das Archiv der Burgergemeinde Oberhofen ist sehr umfangreich. Es sind Dokumente aus dem Zeitraum von 1362 bis 2011, darunter eine grosse Anzahl, die vor 1834 datieren. Von diesen Zeitdokumenten sind derzeit noch nicht alle transkribiert. Der Burgerrat hat daher beschlossen, sie in den nächsten Jahren etappenweise transkribieren zu lassen. Dafür wird in nächster Zeit jährlich ein entsprechender Betrag budgetiert. Der neuere Teil ab 1834, umfasst zirka 350 Dokumente. Unser Archiv wurde in den Jahren 2010 und 2011 durch die Firma Aredis Archivdienstleistungen GmbH Bern neu erschlossen und bewertet, so dass es auf dem neuesten Stand ist.
Hier sind die Findmittel: